Gewaltschutz in Münster

Informationen zum Thema Häusliche Gewalt

Informationen für Ärztinnen und Ärzte/medizinisches Fachpersonal

Als Ärztin oder Arzt, als Pflegekraft sowie als medizinische Fachangestellte spielen Sie eine zentrale Rolle beim Erkennen von Gewalt, dem Verlauf der Hilfestellung und der Prävention von weiterer Gewalt an Frauen und Kindern.

Die meisten Frauen nehmen nach Gewalterlebnissen früher oder später medizinische Behandlung in Anspruch - häufig auch, um unspezifische Gesundheitsbeeinträchtigungen behandeln zu lassen, die als (Spät-)Folgen der Gewalt auftreten.

Es ist daher von großer Bedeutung, dass Sie als medizinische Fachkräfte auf Warnzeichen – die sogenannten Red Flags – achten, die auf Häusliche Gewalt hindeuten. Stellen Sie in Ihrer Praxis eine oder mehrere dieser Red Flags bei einer Patientin fest, dürfen Sie nicht wegschauen! Folgende Warnzeichen deuten mit hoher Wahrscheinlichkeit auf erlebte, körperliche Gewalt hin: 

  • Chronische Beschwerden, die keine offensichtliche physische Ursache haben
  • Verletzungen, die nicht mit der Erklärung, wie sie entstanden sein sollen, übereinstimmen
  • Verschiedene Verletzungen in unterschiedlichen Heilungsstadien
  • Partner, der übermäßig aufmerksam ist, kontrolliert und nicht von der Seite der Frau weichen will
  • Physische Verletzungen während der Schwangerschaft
  • Spätes Beginnen der Schwangerschaftsvorsorge
  • Häufige Fehlgeburten
  • Häufige Suizidversuche und -gedanken
  • Verzögerungen zwischen Zeitpunkt der Verletzung und Aufsuchen der Behandlung
  • Chronische reizbare Darmstörungen
  • Chronische Beckenschmerzen

Was Sie tun können

Haben Sie Anzeichen körperlicher Gewalt – die Red Flags – bei Ihrer Patientin festgestellt? Nun ist es an Ihnen, die Schweigespirale zu durchbrechen. Sprechen Sie die Betroffene möglichst sensibel, aber direkt darauf an. Stellen Sie daraufhin in einem kurzen Gespräch fest, ob die Patientin tatsächlich Gewalt erfahren hat. Neben der Behandlung und gründlichen Untersuchung der Verletzungen ist vor allem die Dokumentation eine Ihrer wichtigsten Aufgaben. Mithilfe eines Dokumentationsbogens (PDF-Download) wie etwa der Ärztekammer Niedersachsen können Sie die vorhandenen Spuren von körperlicher Gewalt übersichtlich und systematisch darstellen. Dieser Vorgang ist deshalb so wichtig, weil nur auf diese Weise die betroffene Patientin vor Gericht verwertbare Beweise für ihre Verletzungen erhält. Wenn Sie den ärztlichen Befund erstellt und die Diagnose abgeschlossen haben, sollten Sie der Patientin außerdem einige Adressen von Schutzeinrichtungen nennen, an die sie sich im Notfall wenden kann.

Wo finde ich medizinische Hilfe?

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Kostenlose Rufnummer

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365 Tage im Jahr, rund um die Uhr
kostenfrei erreichbar:
Das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ bietet Betroffenen erstmals die Möglichkeit, sich zu jeder Zeit anonym, kompetent, sicher und barrierefrei beraten zu lassen.