Als Zahnärztin und Zahnarzt sind Sie häufig die erste medizinische Anlaufstelle für Opfer von häuslicher Gewalt – und mitunter sogar die einzige. Anders als Verletzungen durch Schläge oder Tritte am Körper, können Spuren von erfahrener Gewalt im Gesicht nicht so einfach versteckt werden. Und weil Verletzungen im Bereich des Kiefers häufig nicht von alleine heilen, sucht ein Großteil der misshandelten Opfer in erster Linie die Zahnmedizin auf.
Sie als Zahnärztin und Zahnarzt sitzen daher an einer besonderen Schnittstelle. Mit Ihrer Dokumentation der erlittenen Verletzungen ist es später für das Opfer leichter, gerichtlich gegen den Täter vorzugehen. Zu diesem Zweck hat die Zahnärztekammer Nordrhein den Befundbogen forensische Zahnmedizin (PDF-Download) herausgegeben.
Schauen Sie hin! Achten Sie auf typische Verletzungen wie Platzwunden, Blutergüsse, abgebrochene Zähne und Brüche im Kieferbereich. Auch verschieden farbige Hämatome können ein Anzeichen für länger anhaltende Gewalt sein.
Hören Sie zu! Kommt Ihnen die Geschichte des Opfers über die Ursache der Verletzung widersprüchlich vor, haken Sie vorsichtshalber nach.
Dokumentieren Sie! Bitten Sie um die Erlaubnis, zusammen mit der Patientin oder dem Patienten den Befundbogen auszufüllen. Dieser kommt anschließend in die Patientenakte. Ratsam ist es auch, die Verletzungen zu fotografieren sowie eine Röntgendiagnostik und eine Abdrucknahme des Kiefers durchzuführen.